Donnerstag, 23. August 2012

Unverdientes Vertrauen




Zu Beginn einige Erklärungen.
Hervorhebungen in den Zitaten sind von mir zum besseren Verständnis eingefügt. Ein gewisses Grundverständnis von der Struktur und den Glaubensinhalten der Zeugen Jehovas ist zum besseren Verständnis dieses Artikels hilfreich, aber nicht zwingend nötig.

Mit der "Wachtturmgesellschaft" ist die verwaltende Organisation der Zeugen Jehovas gemeint, nicht die gesamte Glaubensgemeinschaft. Die "Leitende Körperschaft" ist ein Gremium aus derzeit sieben Männern, die der Wachtturmgesellschaft vorstehen, die gültigen Lehren festlegen und bei Bedarf Korrekturen vornehmen. Diese Lehren sind für alle Zeugen Jehovas weltweit verbindlich gültig. Es gibt jedoch einige wenige Punkte, wie den Zivildienst oder die medizinische Behandlung mit Plasmafragmenten, die als "Gewissensentscheidung" jedem Mitglied selbst überlassen werden.

Bei der Taufe, bei der ein "Ungetaufter Verkündiger" (quasi der Vorstatus eines vollwertigen Zeugen Jehovas) völlig in der Gemeinschaft aufgenommen wird und die in der Regel auf den Kongressen stattfindet, werden den Taufanwärtern zwei Fragen gestellt.

Diese Fragen lauten wie folgt:

1. Hast du auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun? 
 2. Bist du dir darüber im Klaren, dass du dich durch deine Hingabe und Taufe als ein Zeuge Jehovas zu erkennen gibst, der mit der vom Geist geleiteten Organisation verbunden ist?
 Der Wachttum, 1. April 2006, Seite 24
Auf diese Fragen wird im Laufe dieses Artikels noch Bezug genommen.


Wer Zeuge Jehovas ist, war, als solcher aufwuchs oder konvertiert ist, erlernt typische Argumentationen. Theologische Debatten, insbesondere wenn es um Auseinandersetzungen mit Atheisten oder Gläubigen anderer Religionen geht, verlaufen häufig in ähnlichen Schemata. Daher studieren Zeugen Jehovas Antworten auf übliche Fragen und Einwände ein, um sie in der entsprechenden Situation sofort zur Hand zu haben und sich keine argumentative Blöße geben zu müssen.
Eine typische Frage ist diese: "Warum glauben Sie, das die Bibel etwas über die Zukunft weiß?"
Und die typische Antwort wurde mir so oft in den Kopf gehämmert, das sie mir jedes Mal einfällt, wenn das Thema auch nur ansatzweise in die Richtung geht: "Die Bibel hat viele Vorhersagen gemacht, und alle bis auf die, die in der Zukunft liegen, haben sich erfüllt. Man kann also davon ausgehen, das auch alle weiteren Vorhersagen in Erfüllung gehen werden."

Grundsätzlich bin ich bereit, der Behauptung zu folgen, das jemand, der viel verspricht und soweit alles gehalten hat, auch zukünftige Versprechen halten wird - in einem vernünftigen Rahmen, versteht sich. Der Umkehrschluss aus diesem Argument muss allerdings auch gelten. Die Wachtturmgesellschaft führt ihn selbst im "Erwachet!" vom 22. März 1993 auf Seite 3 wie folgt an:

Verspieltes Vertrauen
"Die Geschichte handelt von einem Jungen, der die Schafe der Dorfbewohner hütete. Um für etwas Aufregung zu sorgen, rief er eines Tages: „Ein Wolf! Ein Wolf!“, als gar kein Wolf da war. Die Dorfbewohner stürzten mit ihren Prügeln heraus, um den Wolf zu vertreiben. Doch kein Wolf weit und breit! Das machte dem Jungen so viel Spaß, daß er den Streich bei passender Gelegenheit wiederholte. Wieder kamen die Dorfbewohner mit ihren Knüppeln herausgestürzt. Und wieder war es nur falscher Alarm. Dann kam der Wolf tatsächlich, und der Junge rief: „Ein Wolf! Ein Wolf!“ Aber diesmal taten die Dorfbewohner sein Rufen als einen weiteren falschen Alarm ab. Sie waren zu oft getäuscht worden."

Der Junge hatte das Vertrauen der Dorfbewohner verloren, indem er wiederholt falsche Aussagen machte.

Wer aktives Mitglied der Zeugen Jehovas ist, glaubt nicht einfach nur an Gott, Jesus oder die Bibel. Er lebt ein Gesamtpaket, bestehend aus einer Vielzahl von Geboten und Lehren. Wer dementsprechend lebt, schenkt dieser Gesellschaft eine ungeheure Menge an Zeit und durchaus auch an materiellen Ressourcen, bedenkt man Fahrtkosten in die Versammlung und den Predigtdienst, Unterbringung bei Kongressen und Spenden. Die dafür erforderliche persönliche Energie und Leistungsbereitschaft besonders derjenigen, die Ämter übernehmen, ist nicht zu unterschätzen. Gleichzeitig gibt man spätestens mit der Taufe ein Stück weit die Kontrolle über das eigene Leben - im Falle der Blutfrage ganz buchstäblich und direkt - an dieses Lehrenkonstrukt ab.

Das erfordert Vertrauen, und davon nicht wenig. Niemand von uns kauft ein Auto, mit dem er nicht probegefahren ist. Ein Zeuge Jehovas braucht aus zuvor erwähnten Gründen eigentlich wesentlich mehr Belege für den Wahrheitsgehalt der Aussagen der Wachtturmgesellschaft, respektive der Leitende Körperschaft. Aber wie lässt sich überprüfen, ob es z. B. den Gott gibt, von dem die Zeugen Jehovas sprechen, ob ihre Interpretation der Bibel, ob die Bibel überhaupt zutrifft? Hier setzen die Diskussionen an, die mein Bruder und ich häufiger geführt haben, als wir zählen können. Es geht um Evolution und Schöpfung, Menschenrechte, Ethik und Moral, Historizität und Authenzität, es geht um Philosophie und Zeitgeist, um Interpretationen und Macht. Die Religion hat es scheinbar an sich, sich immer wieder ins nicht Greifbare zu flüchten. Gläubige stellen komplexe scheinlogische Rückschlüsse auf, um beispielsweise die Evolution zu widerlegen bzw. die Schöpfungsgeschichte zu belegen, andere üben sich in wissenschaftlichen Halbwahrheiten. Selten lässt sich die Sache auf den Punkt bringen, und hat man sie dort, entfleucht der argumentativ in die Enge getriebene Gläubige auf einen Nebenstrang der Argumentation, und das Spiel beginnt erneut.

Die eingangs erwähnte Fabel wird von der Wachtturmgesellschaft als Maßstab für verprelltes Vertrauen angeführt. Ich will ihr nun den gleichen Maßstab anlegen, und hoffe, so einen einfachen Weg aufzuzeigen, der darlegt, wieviel (oder wie wenig) Vertrauen sie tatsächlich verdient.

Zweifelsohne gibt es Behauptungen, Lehren, Thesen, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Wilde Interpretationen im Offenbarungsbuch, welches mehrköpfige Ungeheuer nun welches Weltreich darstellen soll, lassen sich schwerlich widerlegen, sofern man dem überhaupt Glauben schenken will, und so verhält es sich mit den meisten Lehren der Zeugen Jehovas. Es sind Interpretationen, die nicht an der Realität festzumachen sind, Behauptungen, die sich mit diversen Indizien und Vermutungen vertragen, wiederrum mit Gegeninterpretationen konkurrieren. 

Aber nicht alle Lehren der Zeugen Jehovas sind so schwer zu greifen.

Zeugen Jehovas haben im Laufe ihrer jetzt etwa 140jährigen Geschichte durchaus Aussagen gemacht, deren Wahrheitsgehalt definitiv überprüfbar ist und die keinen Interpretationsspielraum lassen. Die folgende Liste umfasst alle die mir, während ich hier sitze und diese Zeilen schreibe, spontan eingefallen sind. Die Anordnung erfolgt grundsätzlich chronologisch, solange ich den zeitlichen Ursprungspunkt der jeweiligen Lehre zuordnen kann. Zu jeder Lehre finden sich die jeweiligen Literaturverweise; die von mir angeführten sind jeweils nur Stichproben, in der Regel gibt es deutlich mehr Textstellen, die die jeweilige Lehre in sich tragen. Man beachte, dass hier ganz ausdrücklich nicht von Vermutungen, Eventualitäten oder Theorien gesprochen wird. Einige der hier aufgezählten Aussagen mögen selbst manchen Zeugen Jehovas unbekannt sein.


1.)
Der Krieg Gottes endet, menschliche Regierungen verschwinden am Ende des Jahres 1915. 

Originalzitat: "In view of this strong Bible evidence concerning the Times of the Gentiles, we consider it an established truth that the final end of the kingdoms of this world, and the full establishment of the Kingdom of God, will be accomplished near the end of A.D. 1915."
Quelle: Studies in the Scriptures Ser. II The Time is at Hand, 1889, S. 99



2.) 
 Der Krieg Gottes endet, menschliche Regierungen verschwinden nicht lange nach dem Jahr 1914 [notwendige Korrektur, da man 1926 die Lehre zum Ende von 1915 nicht mehr aufrechterhalten konnte]

Originalzitat: "[..] liefern wir den biblischen Nachweis, daß das völlige Ende der Zeiten der Heiden (Nationen), d. i. das volle Ende ihrer Herrschaft, mit dem Jahre 1914 errichtet sein wird; und daß dieses Datum die Auflösung der Herrschaft unvollkommener Menschen bringen wird. [...] Im Hinblick auf diesen starken biblischen Beweis über die Zeiten der Nationen betrachten wir es als feststehende Wahrheit, daß das schließliche Ende der Reiche dieser Welt und die volle
Herstellung des Königreiches Gottes nicht lange nach 1914 ... erfolgt sein werden."

Quelle: Schriftstd Bd. 2 Die Zeit ist herbeigekommen, 1889, dt. Ausg. 1926, S. 73, 74

[Die weiteren Prophezeiungen und ihre Revisionen um die Jahre 1874, 1908 - 1918 sind mir bekannt, der Einfachheit halber führe ich aber nicht alle auf.]


3.)
 Alle Republiken verschwinden im Herbst 1920

Originalzitat: "And every island fled away. - Even the republics will disappear in the fall of 1920."

Quelle: Studies in the Scriptures Ser. VII The Fínished Mystery, 1917, S. 258


 4.)
  Die "Fürsten" aus biblischer Zeit werden im Jahr 1925 wiederauferweckt

Originalzitat: "können wir erwarten, im Jahr 1925 Zeuge zu sein von der Rückkehr dieser treuen Männer Israels aus dem Zustand des Todes; [...]"
Quelle: Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben, 1920, S. 79, 80, 103 f.


Originalzitat: "Wir haben keinerlei Zweifel an der Chronologie in Bezug auf die Daten 1874, 1914, 1918 und 1925. Auf dieser Linie der Errechnung ist man auf 1874, 1914 und 1918 gekommen; und der Herr hat den Jahren 1914 und 1918 sein unverbrüchliches Siegel aufgedrückt. Welche weiteren Beweise brauchen wir noch? Unter Benutzung desselben Maßes ... ist es ein leichtes, zu 1925 zu kommen, wahrscheinlich im Herbst, zu Beginn des gegenbildlichen Jubeljahres. Über 1925 kann es nicht mehr Zweifel geben als über 1914."
Quelle: The Watchtower, 15. Mai 1922


5.) 
6000 Jahren biblischer Menschheitsgeschichte enden, alle menschlichen Systeme sollen vergehen im Jahr 1975


Originalzitat: "Sollten wir aufgrund dieses Studiums annehmen, das im Herbst 1975 die Schlacht von Harmagedon vorüber sein und die langersehnte Tausendjahrherrschaft Christi beginnen wird? Vielleicht; wir wollen aber abwarten und sehen inwieweit die siebente 1000 Jahr Periode der Menschheitsgeschichte mit der sabbatähnlichen Tausendjahrherrschaft Christi zusammenfällt. ... Der Unterschied mag höchstens einige Wochen oder Monate, keinesfalls Jahre ausmachen. ... Es ist nicht an der Zeit, mit dem Gedanken zu spielen, Jesus habe ja gesagt: „Von jenem Tage und jener Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel der Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater.“ (Matth. 24:36) Im Gegenteil, wir sollten uns ständig vor Augen halten, dass das gewaltsame Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge eilends herannaht."
"Es ist nicht an der Zeit, mit dem Gedanken zu spielen..."
Literaturverweis: Der Wachtturm, 15. November 1968, S. 691
 [Interessant bei der 1975er Lehre ist, dass Ende der 1960er, als die Lehre Fahrt aufnahm, die ersten literarischen Hinweise eher verhalten ausfallen und man nicht so recht definitive Zusagen geben wollte. Jedoch finden sich viele Textstellen in der Literatur vom Ende der 1960er bis zu 1975, die immer wieder das Jahr 1975 thematisieren und intensiv Hoffnungen schüren. Es wird sogar der Rat gegeben, auf Hochschulbildung zu verzichten, seinen Besitz zu verkaufen und wie andere Zeugen Jehovas zu "planen, den Rest ihrer Tage in diesem alten System im Pionierdienst zu verbringen". Tonaufnahmen von einer Ansprache des damaligen Leiters des Zweigbüros, Konrad Franke, bei einer Ansprache vom 20. Januar 1968 zum Jahr 1975 belegen, wie perfide Hoffnungen geschürt und Erwartungen geweckt wurden.]


6.) 
Die Generation* von 1914 wird nicht vergehen, bevor Harmagedon (Gottes Krieg) kommt 


Originalzitat: "Nachdem Jesus auf die vielen Dinge aufmerksam gemacht hatte, die die Zeit nach 1914 gekennzeichnet haben, sagte er: ‚Diese Generation [wird] auf keinen Fall vergehen ..., bis alle diese Dinge [einschließlich des Endes dieses Systems] geschehen“ (Matthäus 24:34, 14). Welche Generation meinte Jesus? Er meinte die Generation, die 1914 am Leben war. Diejenigen, die von dieser Generation noch am Leben sind, sind bereits sehr alt. Doch einige von ihnen werden noch am Leben sein, wenn dieses böse System zu Ende geht. Eines ist somit klar: In kurzem wird für alles Böse und für alle bösen Menschen in Harmagedon das Ende kommen."
Quelle: Du kannst für immer im Paradies auf Erden ewig leben, 1982, S. 154
 [* Eine Generation umfasste beim damaligen Verständnis etwa 70, 80 Jahre, siehe "Der Wachtturm" vom 1. Februar 1970, "Das Predigen der guten Botschaft allem voranstellen"]
[Die Generationslehre wurde zwangsläufig immer wieder korrigiert und angepasst, da mangels göttlicher Inspiration der Zahn der Zeit aufdeckte, das diese Lehre unwahr ist. Raymond Franz beschreibt in seinem Buch "Der Gewissenskonflikt" anschaulich, wie die Leitende Körperschaft immer wieder zusammenkommen und das Verständnis der Lehre überarbeiten musste, bis sie schließlich von der Vorstellung einer realen Generation zurücktraten und sich in die schwammige Definition einer Generation als eine Art Epoche flüchteten.]

Das soll an Beispielen genügen.

Die obigen Lehren waren verbindlich. Sie wurden mit angeblichen "Beweisen" belegt, "Nachweise" wurden erbracht, sie waren über "jeden Zweifel" erhaben und galten als "feststehende Wahrheit". Vollmundiger kann man sich kaum festlegen.
Entsprechen Zeugen Jehovas ihren eigenen Ansprüche?
Dennoch: Jede einzelne dieser Lehren hat sich unbestreitbar als falsch erwiesen. Die Wachtturmgesellschaft tat ihr Möglichstes, von ihren Fehlern abzulenken; mal korrigierte sie in späteren Ausgaben der jeweiligen Literatur die Jahreszahlen und erkaufte sich damit eine Gnadenfrist, die selbstverständlich ebenfalls ablief, ohne dass das Versprochene eintraf; im Falle der Prophezeiung für das Jahr 1975 schob sie im Nachhinein die Schuld auf "Debatten", die "einzelne" oder "manche" geführt hätten und es zu einem "Missverständnis" gekommen wäre. Nichts davon entspricht der Wahrheit. Denn die Gesellschaft selbst, die in der zweiten Tauffrage den Anwärtern abverlangt, sich direkt zur Wachtturmgesellschaft zu bekennen ("Der Wachtturm", 1. April 2006, Seite 24 Abs. 14) und ihr Glaubenskonstrukt zu übernehmen, hat dafür gesorgt, das Zeugen Jehovas im Allgemeinen weniger nach ihrem persönlichen Gewissen folgen als den Leitlinien, die von der Gesellschaft vorgegeben werden. ("Der Wachtturm", 1. Juli 1984, Seite 15 Abs. 8).

Einige Wochen, bevor ich diesen Artikel schrieb, stellte ich einer 94-jährigen Zeugin Jehovas die Frage, wie sie die Erwartungen um das Jahr 1975 erlebt habe. Sie gab an, voller Hoffnung und Spannung gewesen zu sein, was, nachdem das Jahr vorbei und nichts geschehen war, in tiefe Trauer und Frustration umschlug. Auf meine Frage hin, woher sie denn ihre Annahmen bzgl. dieser Jahreszahl genommen habe, gab sie an: "Natürlich aus der Literatur, woher denn sonst?" Und tatsächlich ist ein anderer Weg gemäß der Hierarchie der Wachtturmgesellschaft nicht denkbar.

Ohne weiteres lässt sich sagen, dass die Lehren oder Aussagen der Zeugen Jehovas, abgeleitet aus der Bibel, nach akribischen Studien unter immensem Zeitaufwand festgelegt und mit intensivem Einsatz über die Literatur verbreitet, in allen definitiv überprüfbaren Fällen so falsch wie nur irgend möglich waren Wieviel Vertrauen verdient jemand, der sich nicht nur dermaßen irrt, sondern sich sogar weigert, die Verantwortung dafür zu übernehmen und sich weiterhin als Sprachrohr göttlicher Inspiration ausgibt?

Würde man eine Stichprobentabelle anfertigen und überprüfbare mit nicht überprüfbaren Lehren der Zeugen Jehovas zusammenlegen und auswerten, würde das ganze wie folgt aussehen (rot unterlegt -> trifft zu):



Betrachtet man die Tabelle etwas länger, drängt sich eine Frage förmlich auf: was ist mit den vielen anderen Lehren, deren Wahrheitsgehalt zwar nicht direkt überprüfbar ist, die aber dennoch nur etweder wahr oder falsch sein können? Ein Grund, weshalb diese Lehren nicht ebenso falsch sein sollten, fällt mir nicht ein.


Man kann der Wachtturmgesellschaft nicht den Vorwurf machen, sich keine Mühe gegeben zu haben. Sie haben die Bibel rauf und runter bearbeitet, in ihrer anderthalb Jahrhunderte umspannenden Geschichte unzählige Male den Kurs geändert und sich scheinbar wirklich bemüht, der Bibel zukunftswirksame Aussagen abzuringen. Und mit jeder weiteren falsifizierbaren Aussage trieben sie den Nagel tiefer in den Sarg.   
Anstatt aus ihren Fehlern, sofern überhaupt möglich, zu lernen, zeigen sie in keiner Form, das sie überhaupt begreifen, wie wenig vertrauenserweckend ihr Verhalten wirkt. Die Generationslehre ist noch relativ aktuell; wäre man nicht aufgrund der abgelaufenen Zeit gezwungen gewesen, sie zu revidieren, würden Zeugen Jehovas heute noch an ihr festhalten. Spricht man Zeugen Jehovas auf diese Jahreszahlen an, sprechen sie von "heller werdendem Licht" im Sinne von einem zunehmend besseren Verständnis der Bibel, interpretiert aus Sprüche 4:18, und verheimlichen dabei (oder wissen nicht), das sie ihre Lehren erst änderten, als die Lehren ganz offensichtlich nicht mehr haltbar waren, da das jeweilige Datum abgelaufen und nichts geschehen war.


Das Fazit könnte nicht deutlicher sein. Das Vertrauen, das die Wachtturmgesellschaft von ihren Gläubigen verlangt, ist unverdient.

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